Agent Orange A.O.
A. O. ist der militärische Code-Name eines Mischherbizids zur Entlaubung von Pflanzen mit der CAS-Nr. 39277-47-9 (CAS = chemical abstract service, internationaler Bezeichnungsstandard für Chemikalien). Agent – engl. hier: Wirkstoff; orange: weil in orange markierten Fässern gelagert; es gab auch Wirkstoffe, die anders gekennzeichnet wurden und entsprechend z.B. agent blue hießen.
Es wurde im Vietnam-Krieg von den US-Streitkräften in großem Stil eingesetzt, zunächst um Schutzstreifen um Militärbasen übersichtlich zu halten, später auch um gezielt Wälder zu entlauben und Agrarflächen systematisch zu verseuchen. Neben den ohnehin sehr giftigen Wirkstoffen enthielt A. O. auch stets sehr beständige und hochgiftige „Verunreinigungen» (Dioxine), die in der Folge für Fehlbildungen und Vergiftungen auch der Zivilbevölkerung verantwortlich waren. Firmen wie Monsanto, Dow Chemical und Spolana lieferten das Mittel an die US-Streitkräfte und erwirtschafteten damit hohe Gewinne. Auch die Deutsche Firma Boehringer/Ingelheim lieferte Ende der 1960er Jahre A.O.-Komponenten an Dow Chemical. Dow Chemical und Monsanto gewannen durch diese Geschäfte maßgeblich die wirtschaftliche Potenz, um heute den weltweiten Agrarchemie- und Saatgutmarkt zu kontrollieren bzw. die kapitalintensive „Grüne Gentechnik» zu forcieren.
Arche Noah
Der Verein Arche Noah wurde 1990 in Niederösterreich gegründet, um alte Kultursorten (Gemüse, Obst und Ackerfrüchte) zu erhalten, zu pflegen und zu betreuen. Mit diesem Ziel sind viele Erhaltungszüchterinnen und -züchter unter Arche Noah organisiert, die den Erhaltungsstand mittlerweile in dem jährlich erscheinenden Arche Noah Sortenhandbuch dokumentieren. Arche Noah betreibt verschiedene Schau- und Erhaltungsgärten. Weitere Aktivitäten sind Fortbildung, Öffentlichkeitsarbeit, Verkostungen und vieles mehr.
Anonyme Löcher
Gemeint sind die Ablieferstellen der Lagerhäuser für Ackerfrüchte. Es geht dabei darum, dass Landwirte ohne eigene Lagermöglichkeiten gezwungen sind, ihre Ernte dort zu dem angebotenen Preis abzugeben, wenn die Ware nicht verderben soll.
Außerdem wird der Abnahmepreis durch wenige, rasch bestimmbare „Qualitätskriterien» und Fremdbesatz (Unkrautsamen, Durchwuchs-Samen) bestimmt. Sortenqualitäten spielen keine Rolle. So trägt diese Praxis (neben der Sortenzulassung) ganz erheblich zum Artenschwund bei Nutzpflanzen bei, da nur zuverlässige und ertragreiche Sorten für den normalen Landwirt interessant sind. Das Endprodukt auf dem Markt wird dadurch zunehmend uniform und sorten- oder regionalbedingte Unterschiede sind nicht mehr erkennbar.
Ablassbrief, der
Mit Ablassbriefen konnte man sich im Mittelalter von Sünden freikaufen, indem ein Betrag an die katholische Kirche abgeführt wurde. Der so genannte Ablassbrief bestätigte diesen Handel. Die reformatorische Bewegung um Martin Luther wandte sich u. a. gegen diese Praxis und zog damit den Unmut des Klerus auf sich, für den der Ablasshandel ein einträgliches Geschäft war.
auskreuzen, sich
Siehe „Hybriden«: In der F3-Generation (Nachbau) tauchen wieder die Eltern mit ihren Eigenschaften auf. Von Auskreuzen spricht man auch, wenn transgene Organismen (GVO) ihre Eigenschaften auf verwandte Wildpflanzen durch Pollenflug übertragen (vgl. transgener Raps).
„Acker verhageln“, den
Ein Aphorismus für unvorhersehbare Ereignisse, die eine Ernte beeinträchtigen oder ganz vernichten. Dazu gehören beispielsweise Unwetter, Überschwemmungen, Krankheiten, Schädlinge; diese Ereignisse – und überhaupt der ganze Vegetationsverlauf eines Jahres – bestimmen die Ertragslage wie Düngung oder Pflanzenschutz. Vor allem bei älteren Landwirten gibt es noch diesen Respekt vor diesen „anderen» anderen Kräften.
Bandkeramiker(zeit)
Die Bandkeramiker sind benannt nach ihrer Technik, Tongefäße ohne rotierende Töpferscheibe herzustellen, indem Tonstreifen spiralförmig aufgebaut und die Stöße anschließend verstrichen werden. Die Bandkeramikerzeit beginnt um 5500 v. Chr. als in Mitteleuropa die Menschen sesshaft wurden und mit Ackerbau und Viehzucht begannen. Man lebte in so genannten Langhäusern, den Vorläufern der Fachwerkhäuser, deren Dächer mit Reed oder Stroh gedeckt waren und die Wände mit Lehm beworfenem Flechtwerk ausgefacht waren.
An Tieren hielten die Bandkeramiker den Hund, der schon im Mesolithikum domestiziert wurde, Rind, Schwein, Schaf und Ziege. Die Tiere hielten durch Verbiss die Umgebung der Siedlungen busch- und baumfrei, dass Ackerbau betrieben werden konnte. An Kulturpflanzen kannte man Einkorn, Emmer, Lein, Linse, Erbse und Hanf, später auch Blau- bzw. Schlafmohn, der aus dem heutigen Griechenland stammt.
Die Bandkeramikerzeit wurde von der Bronzezeit abgelöst (ab ca. 2500 – 2000 v. Chr.).
«Brassica»
Brassica (Kohl) ist eine Gattung der weitläufigen Familie der Brassicaceae (Kreuzblütler, manchmal auf die Blüte bezogen auch Cruziferen genannt). Viele krautige Nutzpflanzen zählen dazu wie Kohl- und Senfarten, Raps, Rübse, Leindotter usw. Die Artengrenzen sind hier auch gegenüber Wildarten sehr fließend, weshalb gentechnisch veränderte Kreuzblüter (GVO-Raps) eine sehr große Gefahr darstellen.
BUND, der
Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland, ein wichtiger überregionaler Umweltverband in Deutschland.
Bundessortenamt BSA, das
Das in Hannover ansässige Bundessortenamt (BSA) untersteht dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMfELV). Das BSA ist insbesondere für die Zulassung von Pflanzensorten als handelbares Saatgut zuständig. Nur Sorten, die ein standardisiertes Prüfverfahren durchlaufen haben, dürfen als Saatgut im Rahmen des Saatgutverkehrsgesetzes und des Sortenschutzgesetzes gehandelt werden. Kriterien für eine Sorte in diesem Sinne sind 1. Unterscheidbarkeit, 2. Homogenität, 3. Beständigkeit, 4. Neuartigkeit und 5. Bezeichnung (Namen). Der Sortenschutz gilt normalerweise für 25 Jahre (bei Gehölzen 35 Jahre).
Bis 1900 gab es keine geregelte Sortenzucht und -pflege. Der Bauer war gleichzeitig Züchter. Ab 1920 gab es „geprüftes Saatgut» und 1934 entstand mit der „Verordnung über das Saatgut» das Berufsbild des Züchters; gleichzeitig verschwanden über 90 % der bis dahin angebauten Sorten. 1953 trat das „Deutsche Saatgutgesetz» in Kraft. In den 1960er Jahren entstand das „Internationale Züchterrecht», das mittlerweile alle WTO-Staaten (world trade organization) umsetzen. Ab 1994 werden Sortenschutz und -patentierung über das Agreement on Trade-Related Aspects of Intellectual Property Rights (TRIPs) geregelt. 1999 wurde das EU-Patentamt errichtet und seit 2007 begann die Patentierung von Zucht konventioneller Pflanzen und Tiere.
Bluna, die
Deutsche Kult-Limonade aus den 1950er Jahren aus dem Hause Blumhoffer Nachfolger, woher auch Afri-Cola stammt. 1994 hat die Überkinger-Teinacher-Mineralbrunnen AG die Markenrechte gekauft.
Berthold, Who is Who
Berthold ist ein Nachbarlandwirt, mit dem Uwe schon zur Schule ging. Er ist ein großer Praktiker mit viel Wissen und stets hilfsbereit. Mittlerweile ist er auch Bio-Bauer (was er im Grunde schon immer war).
Bewegung Slowfood, die
Die Slowfood-Bewegung wurde 1986 von Carlo Petrini in Italien als gemeinnütziger Verein zunächst zur Pflege regionaler Küchen gegründet. Slowfood zählt mittlerweile ca. 85’000 Mitglieder in über 130 Ländern. Im Zentrum stehen die Schlagworte Genuss, Qualität und Zeit. In der Folge kamen Begriffe wie (Ess-)Kultur, Biodiversität sowie Kritik an genveränderten Organismen (GVO) in der Landwirtschaft und der Agrarchemie hinzu.
Heute engagiert sich Slowfood auch aktiv am Erhalt alter Nutzpflanzen und -tierrassen und der Pflege regionaler Spezialitäten. Slowfood veranstaltet und beteiligt sich an Fachmessen, organisiert Fortbildung und sucht die Zusammenarbeit mit Organisationen, die ähnliche oder ergänzende Ziele verfolgen, zum Beispiel dem Terra Madre-Netzwerk unter der Schirmherrschaft des Britischen Kronprinzen Charles.
Bemerkenswert ist die Gründung der ersten (privaten) Universität für gastronomische Wissenschaften in Pollenzo bzw. Colorno (Italien) und der Akademie für Kulinaristik in Bad Mergentheim (Deutschland).
Biologisch-dynamisch
Biologisch-dynamische Landwirtschaft ist eine umfassende biologische Anbauweise in der keine künstlichen Dünger und kein chemisches Spritzen gebraucht werden. Biodynamische Gärtner und Landwirte arbeiten unter Zuhilfenahme einer breiten Palette natürlicher Substanzen und Methoden, dazu gehören auch biologische Aktivierungs-Präparate die Boden und Pflanzen wirksam beleben. Die Pflanze wird in einer ganzheitlichen, umfassenden Art und Weise wahrgenommen, betrachtet, nicht nur isoliert in einem Stück Boden – die Einflüsse von Boden, Wasser im Boden, Atmosphäre, Licht und Wärme, des Kosmos (Sonne, Mond, Planeten und Sterne) auf die Pflanze werden alle berücksichtigt. Diese Elemente werden bewusst ins Gleichgewicht gebracht, was der Pflanze ermöglicht zu ihrem vollen Potential an Gesundheit und Lebenskraft zu wachsen. Das ergibt schönste, geschmackvollste, wesensgerechte Nahrungsmittel.
Bio-Bewegung
Die Anfänge der Bio-Bewegung können bis in die Klassik zurück verfolgt werden: Der Zeit, als der Blick auf die Natur erstmals liebevoller (oder auch verklärter) wurde, als Reisen nicht mehr nur eine unangenehme und gefährliche Notwendigkeit war, sondern begann, auch sich selbst zu genügen, der Entspannung und der Bildung zu dienen.
Biologisch-dynamisch:
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) war einer der ersten, der sich solcherart auf Reisen machte und dies literarisch verarbeitete. Goethe zeigt eine tiefe Verehrung der Naturvorgänge und deren Ordnungsprinzipien, getragen von mystischer Erfahrung und Spiritualität. Obwohl Goethe sich gegen die folgende Romantik verwahrte, war er zweifelsohne ein Wegbereiter derselben. Rudolf Steiner (1861 – 1925), der mit dem Kurs „Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft» im Jahre 1924 die biologisch-dynamische Landwirtschaft begründete, griff Goethes Weltsicht auf. Gerade in seiner so genannten „Weimarer Zeit» befasste sich Steiner sehr intensiv mit dem Werk Goethes. Dies hatte unverkennbare Auswirkungen auf Steiners späteres Schaffen und Wirken. Steiner war ein „Kind der Romantik». Hinsichtlich der landwirtschaftlichen Systematik hat ihn besonders der Kräutersammler und Mystiker Felix Kugozki stark beeinflusst, der wiederum von Joseph Ennemoser (1787 – 1854), einem Mitstreiter des Tiroler Rebellen Andreas Hofer und maßgeblicher Vertreter der romantischen Naturphilosphie, inspiriert war.
Der Zugang Steiners in intellektuelle und aristokratische Kreise beförderte seine Ideen sehr. Schon während des „Landwirtschaftlichen Kurses» formierte sich eine Gruppe von TeilnehmerInnen als „Versuchsring anthroposophischer Landwirte», der noch heute als „Forschungsring» Träger der Demeter-Markenrechte ist. Der Demeter-Verband errichtete sich 1927 und ein Jahr später trat das erste Mal das geschützte Demeter-Warenzeichen in Erscheinung. Damit ist Demeter der erste Bio-Verband und existiert noch heute – nach einigen Umstrukturierungen – als „Demeter e. V.» einerseits und dem „Forschungsring» andererseits. Die biologisch-dynamische Idee zeichnet sich durch eine ausgeprägte Spiritualität und der Ablehnung einer rein materiellen Sichtweise des Naturgeschehens aus.
Organisch-biologisch:
Die organisch-biologische Idee könnte als ein „Kind der Aufklärung und des Humanismus» bezeichnet werden, wobei die Grenzen zu „biologisch-dynamisch» gerade in der Frühzeit, dem 18. Jahrhundert, doch recht verschwommen sind. Ein wichtiger Urvater, der zeitlich etwa Goethe gegenüber steht, ist der französische Schriftsteller und Philosoph Jean-Jacques Rousseau (1712 – 1778), der unter anderen durch das nicht ganz korrekt wiedergegebene Schlagwort „zurück zur Natur» größere Berühmtheit erlangt hat. Weitere wichtige Persönlichkeiten, die Vorreiter im organisch-biologischen Ansatz waren, sind die Amerikaner Henry David Thoreau (1817 – 1862) mit seinem revolutionären Buch „Walden» und Franklin Hiram King, ein Bodenwissenschaftler, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts China, Korea und Japan bereiste und dort uralte organische Düngesysteme und die Grundlagen der Permakultur studierte und aufzeichnete. Außerdem war der österreichische Botaniker, Bodenkundler und Naturphilosoph Raoul Heinrich Francé (1874 – 1943) bahnbrechend für die Idee einer ökologischen Landwirtschaft. Ob Rudolf Steiner Francés Erkenntnisse kannte, ist möglich, aber nicht beweisbar.
Jedenfalls entstand die organisch-biologische Idee aus dem Engagement räumlich und organisatorisch getrennter „Einzelkämpfer» und Individualisten, die sich schwer gegen ihr Umfeld behaupten mussten, sowie verstreuten Initiativen z. B. der „Reformbewegung». Dies mag der Grund dafür sein, dass sich ein Verband erst in den 1940er und 1950er formierte. Der Schweizer Hans Müller (1891 – 1988) und dessen Frau Maria (1894 – 1969) begründeten im Rahmen der „Bauernheimatbewegung» die Richtlinien für eine in sich geschlossene landwirtschaftliche Produktion, die in den 1970er Jahren Grundlage für Bioland, den derzeit größten Bio-Verband, waren. Weitere Verbände mit unterschiedlichen Akzentuierungen wie Naturland, Gäa usw. folgten.
Die organisch-biologische Idee möchte ihr Vorgehen wissenschaftlich nachzeichnen und begründen können; Spiritualität hat nicht die übergeordnete Rolle wie in der biologisch-dynamischen Landwirtschaft.
Organisation der Ökolandwirtschaft heute:
Die anfängliche (auch ideologische) Konkurrenz und Abgrenzung zwischen den verschiedenen Ökoverbänden ist mittlerweile, angesichts der zunehmenden Probleme in der Landwirtschaft und Umwelt einer gegenseitigen Unterstützung und Zusammenarbeit gewichen. Die anerkannten Bioverbände sind heute in nationalen und internationalen Dachverbänden gemeinsam organisiert (z. B. Internationale Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen – IFOAM), um eine sanftere Landwirtschaft, höhere Produktqualität und fairen Umgang zu etablieren. In den letzten zwei bis drei Jahrzehnten wird die Ökolandwirtschaft auch in den Wissenschaften langsam ernst genommen; aber die Widerstände seitens der Großindustrie und deren Lobbyismus sind noch gewaltig.
Biostandards
In Europa bzw. Deutschland werden drei anerkannte Biostandards unterschieden: Biologisch-dynamisch, organisch-biologisch (kbA: kontrolliert biologischer Anbau) und das „EU-Bio-Siegel». Die in den entsprechenden Verbänden organisierte Betriebe erfüllen die Anforderungen des „EU-Bio-Siegels» und übertreffen sie.
Mit dem „EU-Bio-Siegel», jenem sechseckigen Logo mit der Aufschrift „Bio», werden Mindestanforderungen bescheinigt. Alle anderen Bio-Etikette, insbesondere Warenzeichen von Handelsketten, sind nur in Verbindung mit dem „EU-Bio-Siegel» ernst zu nehmen. Die Waren der anerkannten Bio-Verbände tragen grundsätzlich das „EU-Bio-Siegel».
Die anerkannten Bio-Verbände zeichnen sich dadurch aus, dass chemisch-synthetische Pflanzenbehandlungsmittel und Mineraldünger kategorisch ausgeschlossen sind. Auch gelten strenge Regelungen in der Haltung von Tieren. Gemischte Betriebe sind verboten, d. h. ein Verbandsbetrieb ist nur als gesamter Biobetrieb zulässig und darf keine nicht-zertifizierten Betriebsglieder haben. In diesem Punkt ist die EU-Zertifizierung lockerer! Auch dürfen in den Bio-Verbänden nur Bio-Futtermittel und -Saatgut verwendet werden. Für Ausnahmen – z. B. wenn keine oder nicht genügend Bioware verfügbar ist – müssen jeweils Genehmigungen eingeholt werden, die ihrerseits strengen Richtlinien unterworfen sind, dokumentiert werden und stets neu zu beantragen sind.
Das EU-Bio-Siegel lässt bis zu 5 % nicht-zertifizierte – konventionelle – Futtermittel usw. zu.
Die Zertifizierung erfolgt durch jährliche EU-Kontrollen und zusätzliche Anerkennungskontrollen der Verbände, die diese selbst gestalten. Die Richtlinien sind z. B. auf den entsprechenden Internet-Seiten für jedermann einsehbar.
Insofern sind die verschiedenen im Handel erhältlichen Bio-Produkte nicht uneingeschränkt miteinander vergleichbar.
Für die Zukunft wird das Vertrauensverhältnis zwischen Regionalvermarkter und Kunden auch im Bio-Bereich immer bedeutender werden. Der globalisierte Handel mit Biowaren ist – auch in den anerkannten Verbänden – immer schwieriger zu kontrollieren und zu handhaben. Zum Teil werden Gesetzeslücken bewusst ausgenutzt und einzelne Skandale werden unterschiedslos auf die gesamte Bio-Branche übertragen.
Ist Bioware teurer?
Dass Bio-Ware tendenziell teurer ist als konventionelle Ware, bedarf einer genaueren Betrachtung: „Billig-Bio-Ware», also mit EU-Siegel, aber ohne Verbandszulassung, wird in Discountern teilweise schon billiger angeboten als vergleichbare konventionelle Ware. Wird Verbandsware mit konventioneller Ware aus dem höheren Qualitätssegment verglichen, ist kaum noch ein Preisunterschied feststellbar. Außerdem ist Bioware – insbesondere Frischware – meist länger haltbar, strenger sortiert und weniger oder gar nicht vorbehandelt.
Es gibt mittlerweile mehrere Untersuchungen die belegen, dass die Ernährung nur mit Bioprodukten nicht teurer ist, als „konventionelle» Ernährung, insbesondere wenn insgesamt mit dem Thema „Ernährung» bewusster umgegangen wird.
Bio und Welternährung:
Es gibt verschiedene Untersuchungen die zeigen, dass die Welternährung ausschließlich mit Bioanbau machbar wäre. Dem vermeintlichen Mehrbedarf an Agrarfläche (der in Wirklichkeit weltweit nicht darstellbar ist) steht eine ungeheure Ressourcenverschwendung in der konventionellen Landwirtschaft gegenüber. Der Hunger in der Welt ist nachgewiesenermaßen ohnehin kein Mengenproblem, sondern ein Verteilungsproblem bzw. Ergebnis der aggressiven Marktpolitik der Industrienationen und ihrer multinationalen Konzerne.
Kosten der Bio-Produktion:
Hier muss beachtet werden, dass sich viele Kostenfaktoren in den derzeit üblichen Kostenrechnungen nicht oder nur unzureichend abbilden. Dazu gehören z. B. viel zu niedrige Energiekosten, Kosten an Landschaftsverbrauch, Kosten, die erst für Folgegenerationen anfallen werden usw. Diese unzureichende Kostenrechnung rückt nur ganz langsam ins Blickfeld (vgl. „Stern-Report»), obwohl davor schon lange gewarnt wird. Würden jetzt die Agrarsubventionen in den Industrieländern gestrichen werden, dürfte sich die hiesige Landwirtschaft kaum mehr wirtschaftlich nennen. Die derzeitige Globalisierung geht einseitig auf Kosten der Entwicklungsländer und der ökologischen Anbaumethoden und ist keinesfalls Ausdruck freier Märkte, sondern reine Machtpolitik. Die so genannten neuen technischen Errungenschaften haben das Welthungerproblem in den letzten 50 Jahren ständig verschärft und nicht gemildert. Bei den nach wie vor geltenden Strategien, nämlich Großproduzenten (künstlich) zu stärken und die regionale Subsistenzwirtschaft zu zerschlagen, ist eine positive Veränderung völlig utopisch.
Cross Compliance
Cross Compliance (übersetzt etwa: «Überkreuzerfüllung») ist ein mächtiges bürokratisches Werk der Europäischen Union. Kern ist eine Vereinfachung der Überwachung von EU-Subventionszahlungen, indem nicht mehr Einzelmaßnahmen und -anforderungen gefördert oder – bei Nichteinhaltung – gestrichen, sondern alle betrieblichen Förderungen zusammengefasst und bei Verstößen nach einem Schlüssel prozentual gekürzt werden. Dies scheint zunächst sinnvoll und begrüßenswert, da der bürokratische Aufwand der EU-Kontrollorgane «schlanker» wird, wie es da so schön heißt.
Der Haken bei der Geschichte ist, dass zumindest indirekt die industrialisierte Agrarwirtschaft und die Spezialisierung der Betriebe gefördert, der kleinstrukturierte und vielfältige Mischbetrieb benachteiligt wird. Ein spezialisierter Großbetrieb kann nämlich die umfangreichen Anforderungen sehr viel leichter erfüllen. Ein reiner Mastbetrieb, der sein Futter einkauft, braucht sich um ackerbauliche Anforderungen nicht zu kümmern und kann sich auf jene, die seine Spezialisierung betreffen, konzentrieren. Ein klassischer Hof, der Ackerbau und Viehwirtschaft (Rinder, Schweine, Hühner usw.) betreibt, der eigenständig mit eigenem Futter wirtschaften möchte, muss alle Anforderungen erfüllen. Verstöße – und beträfen sie nur ein einzelnes Huhn – führen zu einer allgemeinen Kürzung von Geldern und nicht mehr nur in dem Bereich wo Verstöße vorliegen. Das kann einen Kleinbetrieb schnell die Handlungsfähigkeit kosten oder in die Spezialisierung treiben.Gewiss gibt es die Möglichkeit der Gewährung von Fristen, bis Mängel zu beseitigen sind. Doch die Beseitigung und deren Dokumentation kosten Geld und binden Arbeitskraft.
Der bürokratische Kontrollaufwand wird lediglich auf den Betriebsleiter, den Bauern, übertragen, der alle Vorgänge EU-gerecht dokumentieren muss, ohne entsprechende Vergütung versteht sich. In einem vielfältigen Betrieb – egal wie groß er tatsächlich ist – füllt dies reihenweise Ordner und Speicherplatz und erfordert endlose Büroarbeit.
Insofern haben beim Cross Compliance Großbetriebe und Agrarindustrie saubere Lobby-Arbeit geleistet, die sich in der Öffentlichkeit prächtig als Kostendämpfungsmaßnahme verkaufen lässt und dem einen oder anderen kleinbetrieblichen Konkurrenten den Todesstoß versetzt.
Dennree
Dennree ist ein renommiertes Logistik-Unternehmen für Naturkost und hauptsächlich in Deutschland, Luxemburg und Österreich tätig (vgl. auch: Alnatura, Naturata, Tegut). Wie bei allen derartigen Verteilungsunternehmen in der Biobranche ist eine Balance zwischen ethischen Ansprüchen und den so genannten Marktzwängen nicht einfach zu finden. Dies wird mehr und mehr Gegenstand der öffentlichen Diskussion und ist ein sensibles und sehr komplexes Thema. Künftig ist eine deutliche Verschiebung hin zu direkter und regionaler Vermarktung zu erwarten.
Dippe, Gustav Adolf (1807 – 1890), Dippes-Weizen
Dippe war Pflanzenzüchter und hat sich vor allem durch Zuckerrübenzucht hervorgetan, ist aber auch in der Getreidezucht kein Unbekannter. Die Dippe-Saatzucht war als Familienunternehmen ab Mitte des 19. Jahrhunderts sehr erfolgreich und existierte noch in der DDR. Heute gehört die ehemalige Dippe-Saatzucht als Firma „Hilleshög» zur Syngenta-Seeds GmbH und ist einer der bedeutendsten Zückerrübensaatzüchter.
Durchsatz
Unter Durchsatz versteht man gewöhnlich den Materialdurchlauf in einem Arbeitsprozess pro Zeit. Bei Prozessen, in denen keine wesentliche (z.B. chemische) Veränderung des Materials hervorgerufen wird, kann der Durchsatz ein brauchbares Maß für die Produktivität darstellen, z.B. bei Reinigungsprozessen wie Sieben oder Sortieren und beim Mahlen oder Schreddern. Entscheidend für die Produktivität ist allein, wie viel Kilogramm oder Tonnen pro Zeit bearbeitet werden. Bei „Veredelungsprozessen» ist die Produktivitätsbewertung ausschließlich nach Durchsatz oft schwierig.
Edaphon, das
Der Begriff „Edaphon» geht auf den Mikrobiologen und Botaniker Raoul Heinrich Francé (1874 – 1943) zurück und fasst sämtliche Bodenlebewesen zusammen, die kleiner als 2 mm sind plus die Würmer. Es besteht etwa zu 40% aus Bakterien, 40% Algen und Pilzen, 12% Regenwürmern und 8% Makro- und Mikroorganismen (wie Nematoden, Milben, Collembolen usw.). Das Edaphon baut in hochkomplexen Stufenprozessen abgestorbenes organisches Material zurück („Mineralisation») oder bereitet es für andere Lebensprozesse auf. Eine wichtige Erkenntnis des Bodenforschers Francé ist, dass dabei die Ebene der Belebtheit nicht verlassen wird; d. h. der weithin gebräuchliche Begriff der „Mineralisation» für den Abbau organischen Materials ist nicht korrekt. Ist die tatsächliche Mineralisation erst einmal erreicht, so ist es sehr langwierig bis unmöglich, wieder in die Lebendigkeit zu finden.
Einkorn
Einkorn (Triticum monococcum) gilt als Vorläufer von Weizen und Dinkel. Einkorn zeichnet sich dadurch aus, dass nur jeweils ein Korn auf der Ährenspindel sitzt. Es ist sehr robust und zuverlässig im Anbau, bringt jedoch eher geringe Erträge. Das Triticum monococcum stammt vermutlich aus dem kleinasiatischen Raum (Türkei und Kaukasus) und wurde nach heute verfügbaren Erkenntnissen bereits von den Bandkeramikern (ca. 8000 v. Chr.) angebaut. Ernährungsphysiologisch ist Einkorn sehr wertvoll (hoher Gehalt an Karotin und Zink), aber nicht ganz einfach zu verbacken. Einkorn wird von so genannten Weizenallergikern meist gut vertragen.
Enterden
Beim Umbruch oder bei der mechanischen Unkrautbekämpfung muss die Wurzel der Zielpflanze (Unkraut) möglichst vollständig von der umgebenden Erde befreit und oben auf den Boden abgelegt werden. Behält die Pflanze über ihre Wurzeln den so genannten Bodenschluss, so wirkt die Behandlung eher wie Pikieren, „Umtopfen» oder Schröpfen (wenn nur der Trieb entfernt wird und die Wurzel völlig unversehrt bleibt). Dies führt bei vielen Pflanzen sogar zu einer Wachstumsförderung und verstärkter Bestockung.
Erucasäure, die
E. ist eine einfach ungesättigte Fettsäure, die im Öl von Kreutzblütlern (Kohl, Raps, Senf) vorkommt. Ernährungsphysiologisch ist E. bedenklich, da sie sich am Herzmuskel von Säugetieren und Mensch anlagert und dessen Funktion beeinträchtigt. Es war deshalb Ziel, den E.-Gehalt in Kultursorten für Speisezwecke zu reduzieren, was insbesondere bei Raps und Senf gut gelungen ist. In Südasien werden traditionell e.-haltige Speiseöle zum Kochen verwendet. Da die E. bei hohen Temperaturen zerstört wird, werden in diesen Küchen Bratöle bis zum Rauchpunkt erhitzt.
Der kritische Gehalt an E. ist nicht genau bekannt; tatsächlich gesundheitliche Schäden konnten bisher nicht exakt beschrieben werden. Trotzdem ist der E.-Gehalt in Speiseölen und -fetten gesetzlich auf maximal 5 % begrenzt. Für technische Zwecke hat der Gehalt an E. keine negativen Auswirkungen.
Feldbeerdigung, die
Fantasiebegriff. Es soll darauf angespielt werden, dass ein Acker in der konventionellen Landwirtschaft als reiner Substratträger aufgefasst wird, der den synthetischen Mineraldünger für „Pflanzenapparate» zur Verfügung stellen muss (bei der Treibhauskultur auf Steinwolle-Substrat ist dieses Prinzip auf die Spitze getrieben). Der Boden verliert sowohl in der Anschauung des Landwirts als auch konkret allmählich jede Lebendigkeit. Der konkrete Verlust äußert sich z.B. darin, dass ein Regenwurmbesatz von 0 (in Worten: Null) bis 30 Individuen pro Quadratmeter Ackerboden konventionell als tragbar gelten. Es rückt erst ganz langsam ins Bewusstsein der Akteure, dass damit Erosion und Versteppung einhergehen. Die Agrar-Industrie hat kein Interesse an gesunden Böden, da sie – wie auch die Pharma-Industrie – an der Krankheit und am Mangel verdient bzw. daraus ihre Existenzberechtigung schöpft.
Es ist leicht einzusehen, dass ein so getöteter Acker nicht über Nacht in die Lebendigkeit zurückgeführt werden kann – wenn es überhaupt in menschlich überblickbaren Zeiträumen möglich ist. Manche Landwirte verlieren ja schon bei „halb- oder vierteltoten» Äckern in der Umstellung nach wenigen Jahren die Nerven und fangen wieder an zu pflügen, zu düngen und zu spritzen, ungeachtet nachfolgender Generationen, nur mit Blick auf kurzfristigen Erfolg.
Frei dreschen
Die Getreidekörner sind auf der Ähre mit mehr oder weniger fest verbundenen Schalenhäutchen bedeckt, den sogenannten Spelzen. Vor dem Konsum müssen diese entfernt werden (Gerbung). Bei Gerste und Reis sind die Spelzen meist so fest an den Körnern, dass sie sogar geschält bzw. geschliffen werden müssen; bei Gerste spricht man dann von Graupen. Dabei gehen wertvolle Teile der Schale verloren. Beim Mälzen von Getreide, z.B. in der Bierbrauerei, sind die Spelzen eher erwünscht, da sie den Prozess fördern.
Aufbereitetes Spelzgetreide ist erheblich teurer, da das Gerben einen zusätzlichen Arbeitsgang darstellt. So wurde Getreide dahingehend gezüchtet, dass die Spelzen schon beim Dreschen mit dem Stroh abfallen; diese Sorten nennt man frei dreschend.
Daneben gibt es auch so genanntes Nacktgetreide, welches gar keine Spelzen hat, d.h. die Körner sitzen „nackt» auf der Ähre. Meist sind Nacktgetreide jedoch empfindlich gegenüber Auflaufkrankheiten (Pilzerkrankungen während des Keimprozesses), da ihnen die schützenden Spelzen fehlen.
Typische Spelzgetreide sind neben der Gerste vor allem Dinkel, Hafer, Einkorn, Emmer und Reis. Weizen und Roggen sind fast durchweg frei dreschend. Hochwertige nackte Hafer- und Gerstensorten für Speisezwecke sind sehr gefragt, da Spelzsorten schwer und mit Qualitätsverlusten aufzuarbeiten sind. Hinsichtlich der Qualität scheinen aber Spelzgetreide tendenziell höherwertig als nackte Sorten.
Fusarien
Fusarien sind ein Sammelbegriff für völlig verschiedenartige Schimmelpilze, die in der Landwirtschaft insbesondere Pflanzenbestände sehr beeinträchtigen können. Neben Wurzel- und Stängelfäule stellen Giftstoffe ein großes Problem dar, welche die Ernte ungenießbar oder sogar gesundheitsschädlich für Mensch und Tier machen können. Oft treten die Fusarien schon als Auflaufkrankheit in Erscheinung. Konventionelles Saatgut ist häufig schon mit mehr oder weniger giftigen Chemikalien gebeizt. Im ökologischen Landbau verwendet man pflanzliche Extrakte oder Tees. Fusarien können als Bodenkrankheit aufgefasst werden, wenn beispielsweise kein ausreichender Fruchtwechsel stattfindet. Andere Fusarien keimen erst in der Blüte und werden vom Wind übertragen. Ob Fusarien keimen, hängt von vielen Faktoren ab, unter anderen von der Umgebungsfeuchte und der Temperatur, aber auch von der Resistenz oder Toleranz der Wirtspflanze.
Fusariendruck
Von Fusariendruck spricht man, wenn viele Sporen vorhanden sind und die Witterung entsprechende Keimbedingungen schafft. Oft sind Fusarien auf Wirtspflanzen oder Wirtspflanzengruppen spezialisiert, können aber auch unterschiedliche Pflanzengruppen angreifen. In den 1980er Jahren setzten die USA Fusarium oxysporum als „Agent Green» in Südamerika gegen Koka- und Marihuanaplantagen ein. Die dortigen Regierungen verboten bald den Einsatz, da ganze Ökosysteme beeinträchtigt wurden. In der ehemaligen Sowjetunion wurden Fusarien auch als biologische Kampfstoffe erprobt.
Gentechnik/GVO
Was heißt GVO, was ist GVO?
GVO steht für Gentechnisch Veränderte Organismen (engl.: GMO – genetically modified organism), die auch als transgen bezeichnet werden.
Obwohl die Grenzen fließend sind, unterscheidet man die Grüne Gentechnik in der Tierzucht, der Land- und Forstwirtschaft und die Rote Gentechnik in der Medizin. Des Weiteren spricht man von Weißer Gentechnik um neue, bessere oder größere Mengen an Produkten zu gewinnen, die von Mikroorganismen wie Bakterien, Pilzen und Hefen erzeugt werden, und von Grauer Gentechnik um Möglichkeiten zu schaffen, Abfälle zu beseitigen.
Wie funktioniert Gentechnik?
Gearbeitet wird mit dem so genanntem horizontalen Gentransfer; d. h. es wird DNA (hauptsächlicher Träger der Erbinformationen) innerhalb einer Generation ausgetauscht und nicht auf geschlechtlichem Wege, von den Eltern auf die Tochtergeneration (vertikaler Gentransfer). Dieser horizontale Gentransfer ist keineswegs modern! Mindestens zwei Drittel der bisher 3 bis 3,5 Mrd. Jahre langen biologischen Evolution basierten auf dem horizontalen Gentransfer zwischen einfachen Lebewesen. Heute erscheint horizontaler Gentransfer meist als „Krankheit“ (insbes. Virus- und Bakterieninfektionen) bei höheren Lebensformen (Pflanzen, Tiere, Mensch), die oft tödlich endet oder tief in Lebensprozesse eingreift. Heutige Lebensformen haben „gelernt“ ihre Erbsubstanz gegen direkte genetische Einwirkungen von außen zu schützen und derartige Schäden bis zu einem gewissen Grade sogar zu reparieren. Evolution findet bei ihnen fast nur durch Kreuzung statt, die erst in der folgenden Generation zum Ausdruck kommt. Spontane genetische Veränderungen (durch chemische Substanzen, verschiedene Strahlenwirkungen, Infektionen usw.) sind bei höheren Organismen „unerwünscht“ und normalerweise pathologisch (krankhaft). Sehr selten führen solche genetische Veränderungen zu einem „Vorteil“, der sich dauerhaft durchsetzt. Die Gentechnik muss also die natürlichen Schutzmechanismen überwinden und produziert im Grunde „krankhafte“ Lebewesen mit „Dauerschäden“!
Es gibt zwei Formen, wie fremde DNA gentechnisch übertragen wird:
- indirekter Gentransfer durch Infektion mit bestimmten Bakterien, die leicht fremde DNA aufnehmen können.
- direkter Gentransfer durch Beschuss der Zielorganismen mit DNA, die auf Gold- oder Wolframpartikel aufgebracht wurde, durch Erhöhung der Membrandurchlässigkeit der Zielzellen mit Chemikalien, Reizstrom oder Auflösung schützender Mantelschichten, sowie durch Injektion von DNA-Material direkt in Zellen mit sehr feinen Nadeln.
Die übertragenen Eigenschaften sind oft an so genannte Markergene gekoppelt, um leichter kontrollieren zu können, ob die Eigenschaft auch tatsächlich auf dem Zielorganismus angekommen ist oder um später leichter die Identität von GVO bestimmen zu können. Markergene haben mit der zu übertragenden Eigenschaft nichts zu tun, sind aber ihrerseits Träger von anderen Eigenschaften. Es sind beispielsweise Fluoreszenz oder Resistenzen gegen Antibiotika. Letztere gelten als besonders umstritten, da so resistente Erregerstämme entstehen können, die nicht mehr mit den üblichen Mitteln zu behandeln sind.
Schließlich brauchen Gene so genannte Promotoren (Startzeichen), damit eine Gensequenz „gelesen“ werden kann. In der Gentechnik werden häufig artfremde Promotoren verwendet, die ebenfalls unerwünschte Eigenschaften codieren können.
Alle diese Techniken schädigen Zielzellen und lassen sie meist absterben! Nur sehr wenige „Probanden“ überleben die Prozedur und werden mit viel Aufwand wieder „gesund“, lebens- und vermehrungsfähig gemacht.
Als „Hightech“ kann man die Gentechnik also nur bezeichnen, wenn als Kriterien der Aufwand – insbes. der finanzielle – und die Eitelkeiten der Beteiligten herangezogen werden. Vom Prozess her handelt es sich evolutionsbiologisch um eine überkommene Strategie. Es fehlt an Grundlagenwissen, das für eine verantwortbare Anwendung zumindest bei höheren Lebewesen – falls diese überhaupt möglich ist – erst geschaffen werden müsste.
Die gesetzlichen Grenzabstände zwischen Feldern sind nicht hinreichend, da sie der vielschichtigen Dynamik von Freisetzungen nicht gerecht werden. Selbst bei kleinen Flächen ist eine Ausbreitung lediglich eine Frage der Zeit. Bei großflächigen Freisetzungen sind Pollenflug und andere umweltbedingte Ausbreitungsformen nicht seriös abschätzbar, ebenso produktions-, verarbeitungs- und transportbedingte Kontaminationen. Die Behauptung, bestehende Risiken nach dem „Stand der Wissenschaft“ zu beherrschen, gleicht einem Blindflug und ist eine nicht akzeptable Ignoranz von wissenschaftlichen und praktischen Tatsachen.
Was bedeutet „substanzielle Äquivalenz“?
Substanzielle Äquivalenz ist ein zentrales Argument bei der Zulassung von GVO. Sie unterscheiden sich demnach nur in der eingeschleusten Eigenschaft von konventionellen Sorten und ansonsten seien sie identisch. Dies ist eine Behauptung, die nicht seriös zu belegen ist! Selbst wenn umfangreiche Untersuchungen vorgenommen werden, handelt es sich dabei um Ausschlussverfahren. Diese können nur zeigen, dass vorher definierte Eigenschaften oder Kennzeichen nicht vorhanden sind, jedoch nicht ob neue, (bisher) unbekannte hinzu kommen.
Die transgene Maissorte MON810 weist beispielsweise signifikant höhere Ligningehalte auf. Das steht zwar nicht in unmittelbaren Zusammenhang mit möglichen Risiken. Aber die Behauptung MON810 sei substanziell äquivalent zu „üblichen“ Maissorten ist damit wissenschaftlich nicht haltbar. Und deshalb wanken sämtliche Unbedenklichkeitsbeteuerungen, die auf dieser Behauptung aufbauen.
Was bringen GVO?
Neueste Erfahrungen zeigen, dass der Aufwand mit dem GVO hergestellt werden, in keinem vernünftigen Verhältnis zu ihrem Nutzen stehen. Bei transgener Baumwolle wird dies selbst vom Hersteller Monsanto eingeräumt, bei Mais zeichnet sich Vergleichbares immer deutlicher ab.
Mit der Aussicht den „Welthunger“ durch Gentechnik bekämpfen zu können, werben mittlerweile nicht einmal mehr die Saatgutkonzerne. Alle bisherigen „marktreifen“ Produkte oder für den Versuchanbau frei gegebene Sorten bieten dem Anwender und Verbraucher lediglich „Chancen“, die sich zunehmend nicht realisieren, den Herstellern aber aktuell Absatzgarantien, in der Folge enorme Gewinne und Marktanteile. Gleichzeitig wird aber die Souveränität von Erzeugern und Verbrauchern zunehmend und nachhaltig untergraben.
Große Teile der Forschung gehen davon aus, dass Gentechnik nur im so genannten smart breeding Zukunft hat. Dabei wird die konventionelle Züchtung durch gentechnische Methoden bei der Selektion unterstützt, um schneller zu Ergebnissen zu kommen.
Fazit:
Diese Ausführungen gelten insbesondere für die Grüne Gentechnik: Sie ist riskant, bringt keine dauerhaften Vorteile und bedient lediglich multinationale Konzerne in ihrer Profit- und Machtgier, untergräbt dabei die Selbstbestimmung von Erzeugern und Verbrauchern. Haftung und Beweislast bei evt. Unfällen liegen nach wie vor im wesentlichen bei den Geschädigten und der Allgemeinheit, die bekanntlich mehrheitlich die Grüne Gentechnik ablehnt.
Rote und Weiße Gentechnik bieten tatsächlich Möglichkeiten. Da ist die Situation jedoch eine ganz andere! Zum einen wird in geschlossenen Systemen gearbeitet (in Laboratorien und nicht mit Freisetzungen), außerdem bewegt man sich – insbesondere in der Weißen Gentechnik – im Bereich der Mikroorganismen, bei denen es den horizontalen Gentransfer als natürlichen Evolutionsmotor gibt.
Trotzdem sollte man auch hier aufmerksam und kritisch prüfen, wer mit welcher Technik und mit welchem Risiko welche Vorteile erlangt.
Gemengepartner
Im Mischfruchtanbau (früher: Mengenkornbau) werden verschiedene Pflanzenarten gleichzeitig auf einem Acker angebaut. Die Ernte wird anschließend durch entsprechende Reinigungskombinationen in die einzelnen Ackerfrüchte getrennt und vermarktet.
Der Gedanke des Mischfruchtanbaus hat vor allem im Mittelmeerraum, aber auch in Ostasien (China, Korea und Japan) und bei amerikanischen Ureinwohnern eine alte Tradition.
Die Gemengepartner müssen sorgfältig aufeinander abgestimmt sein, da sich nicht alle Pflanzen mit allen vertragen. Außerdem müssen sie gleichzeitig reifen und insbesondere für Konsumzwecke wirtschaftlich trennbar sein oder gemischt vermarktet werden können.
Wenn die Partner zusammenpassen, eröffnen sich ganz neue Perspektiven im Pflanzenschutz und der Bodenpflege. Mischpopulationen sind allgemein viel stabiler und „lebendiger» als Monokulturen. Totalausfälle sind praktisch ausgeschlossen und Untersuchungen – übrigens schon zu Beginn der Agrarwissenschaften – haben gezeigt, dass im Gemenge die Erträge höher sind als in der bereinigten Monokultur. Dies erklärt sich aus der besseren Flächenausnutzung, da Pflanzen oft Wurzelausscheidungen produzieren, die benachbarte Schwesterpflanzen hemmen. Gemengepartner verfilzen sich im Wurzelbereich regelrecht, nutzen daher die Fläche besser aus, unterdrücken unerwünschte Begleitpflanzen nachhaltiger. Sie stützen sich gegenseitig und wirken ebenso der Bodenerosion entgegen.
Graupen
Graupen sind geschliffene Gerstenkörner – seltener auch Weizen – und kommen unter dem Namen Roll- oder Kochgerste in den Handel. Die feinste Form sind die kleineren Perlgraupen. Da Gerste (nicht die Nacktgerste) ein sehr „hartnäckiges» Spelzgetreide ist, wird sie zu Speisezwecken geschliffen. Dabei verliert sie die wertvollen äußeren Schichten (Vitamine und Mineralstoffe), die Graupen sind aber schneller gar. Graupen sind küchentechnisch mit Grütze verwandt, die aus allen einheimischen Getreidearten hergestellt wird. Allerdings wird das Getreide lediglich gehackt bzw. gebrochen, wodurch es schneller gart als das ganze Korn. Auch die „Rote Grütze» war ursprünglich ein mit roten Früchten gesüßter Getreidebrei. Heute wird auch dünnes Beerenmus alleine als Rote Grütze bezeichnet.
Ebenso gehören das türkische Bulghur und der nordafrikanische bzw. arabische Couscous zu diesen Getreideaufbereitungen. Dies sind thermisch behandelte Getreidekörner, die wieder getrocknet und anschließend gebrochen wurde. Die thermische Behandlung hat drei Vorteile: nach dem Trocknen fallen sogar die fest verbundenen Spelzen der Gerste leicht ab; die wertvollen Inhaltstoffe bleiben vollständig erhalten, können sogar teilweise von den Spelzen in den Mehlkörper eingetragen werden (Parboiled-Verfahren) und das Produkt ist noch einfacher zu Garen ( bei Couscous genügt kurzes dämpfen).
Schließlich ist noch der Reis anzuführen, der ganz ähnlich aufbereitet werden muss. Auch der Reis ist ein Spelzgetreide. Meist kommt er entspelzt, aber mit Silberhäutchen als so genannter Cargo- oder Braunreis nach Europa. Der verbreitete Weiße Reis wird geschliffen bzw. poliert und verliert dabei ebenfalls weitgehend seine wertvollen Inhaltstoffe. Der Parboiled Reis wird wie Bulghur und Couscous thermisch behandelt, sodass ein Großteil der Schalenstoffen in den Mehlkörper eingeht. Die Körner sind ohne weiteres entspelzt bzw. das Silberhäutchen ist entfernt und die Reiskörner sind leicht bräunlich. Parboiled Reis gart wesentlich schneller als Weißer Reis.
Grünroggen, der
Grünroggen (Secale multicaule), auch Waldstauden- oder Futterroggen, ist ein ausdauernder (perennierender) (Wild-)Roggen, der landwirtschaftlich als Begrünung, Futter- und neuerdings als Energiepflanze genutzt wird. Außerdem säen ihn Jäger gerne als Wildfutterwiese, da er vom Wild zweimal genutzt werden kann (im ersten Jahr als Gras, im zweiten Jahr als Getreide) und er sehr anspruchslos und insbesondere extrem winterhart ist. Wir haben ihn gedroschen und gereinigt und einfach mal zu Sauerteigbrot verbacken. Das Ergebnis ist ein sehr rustikales, haltbares Schwarzbrot. Auf einem auswärtigen Hoffest kam es sehr gut an. Seither bieten wir Grünroggen auch als Konsumware an, obwohl er vergleichsweise ertragsschwach ist. Das Stroh ist sehr lang (bis über 2 m) und wird deshalb gerne von Imkern zum Flechten von Bienenkörben und Strohbeuten verwendet. Dazu taugt nur Roggenstroh, da die Bienen anderes Stroh fressen und die Körbe schnell „abgenutzt» wären. Über die Inhaltstoffe ist uns wenig bekannt, da Grünroggen als Konsumware nicht üblich ist. Es ist aber anzunehmen, dass er sehr mineralstoffreich ist, da der Mehlkörper kleiner als bei Zuchtroggen ist.
Roggen ist überhaupt ein sehr interessantes Gras, da es in wilden Formen mehrjährig ist. Früher hat man in Russland Roggenfelder dauerhaft angelegt und über mehrere Jahre immer wieder gedroschen. Die alten Wurzelstöcke wurden immer mächtiger und ertragreicher. In moderne landwirtschaftliche Konzepte passt das nicht hinein, so hat man dem Roggen die Ausdauer weggezüchtet.
Hartmut Grassl, Who is Who
Hartmut Grassl (* 1940) ist ein engagierter deutscher Klimaforscher, der bereits in den 1980er Jahren eindringlich vor dem Klimawandel warnte. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter am Meteorologischen Institut Mainz und in Hamburg und war auf Reisen mit dem berühmten Forschungsschiff „Meteor». 1981 wurde er Professor in Kiel, 1984 Direktor am GKSS in Hamburg. 1988 erhielt er eine Professur an der Universität Hamburg und wurde gleichzeitig Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg bis zu seiner Emeritierung 2005. Er leitete mehrere Jahre das Weltklimaforschungsprogramm der World Meteorological Organization in Genf, die mehrere Weltklimaberichte erarbeitete, und erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Ehrenprofessuren auf der ganzen Welt.
Harvester
Harvester sind schwere, leistungsstarke Waldschlepper mit Greifarmen. In Wirtschaftsforsten werden sie beim Durchforsten und bei der Stangenholzernte eingesetzt. Sie sind geländegängig bis in mäßige Steillagen und fast bei allen Bodenverhältnissen manövrierbar. Eine Zukunftsvision unter Forstwirtschaftlern besteht allen Ernstes darin, diese Fahrzeuge GPS-gesteuert in den Wald zu schicken, um eingescannte Zukunftsbäume nach und nach bis zur Erntereife frei zu stellen. Die Schäden, die diese Maschinen anrichten, sind gewaltig, insbesondere hinsichtlich Bodenverdichtung und dem Zerwühlen der empfindlichen Humusschicht, aber auch Rinden- und Wurzelschäden, selbst an den Zukunftsbäumen.
Im Bergischen Land (östlich des Ruhrgebietes) berichtete ein befreundeter Forstbediensteter, dass man dort vom Harvester-Einsatz abgerückt sei. Hintergrund sind die untragbaren Schäden am Waldboden, die sich dort auf die zahlreichen Talsperren zur Trinkwassergewinnung auswirken. Die Maschinen werden nur noch verwendet, um minderwertige Fichtenmonokulturen kostengünstig abzuwickeln. In wertvollen Mischwäldern, die das Wasser filtern und speichern, dürfen sie nicht mehr eingesetzt werden.
Hochstämme, Streuobstwiesen, Obstbau
Die Kulturobstbäume sind normalerweise zweiteilig und bestehen aus der Unterlage (Wurzel) und dem Edelklon (Krone), manchmal auch mit einer so genannten Zwischenveredelung. Die Unterlage bestimmt die Wüchsigkeit des Obstbaumes, also die Stammhöhe und die Größe der Krone, die Veredelung bestimmt die Obstsorte (Klon). Dieses Verfahren ist im Prinzip schon so alt wie die Kultivierung von Obst überhaupt. Allerdings sind die Unterlagen in den letzten 50 Jahren immer „schwächer» geworden mit dem Effekt, dass die Bäume tnedenziell niedriger wurden, schneller in die Ertragsphase kommen und schneller altern. Dies sind Faktoren, die einer industrieartigen Obstproduktion dienlich sind: die Bäume lassen sich rationeller Pflegen und beernten, die Obstanlagen sind betriebswirtschaftlich leichter zu kalkulieren und die Sorten können schneller den „Marktbedürfnissen» angepasst werden. Dadurch sind alte Obstsorten verschwunden oder sehr selten geworden. Empfindliche Hochleistungssorten wurden in Monokulturen zur maschinellen Pflege angelegt, Schädlinge spielen insofern keine Rolle, als die Industrie gegen alles entsprechende Chemikalien anbietet. Mittlerweile gibt es fast nur noch Einheitsware und dieser Trend wurde viele Jahre lang auch politisch unterstützt.
Mittlerweile hat man bemerkt, dass die alten, dauerhaften und im Grunde pflegeleichten Streuobstwiesen viel mehr Aufgaben hatten als nur Obst zu liefern. Inzwischen pflegen viele Initiativen alte Sorten auch wegen ihrem ökologischen Wert und legen Streuobstwiesen mit alten Sorten auf Hochstämmen an. Ganze Artenketten aus Wiesenpflanzen, Insekten, Vögeln und Kleinsäugern hängen an den Streuobstwiesen und wirken weit in andere Lebensbereiche hinein.
In den enger werdenden Märkten und bei steigenden Rohstoffpreisen werden die genügsamen Streuobstbestände auch wirtschaftlich wieder interessant, ganz abgesehen von der besseren Obstqualität.
Hügelpflug
Der Hügel- oder Häufelpflug ist in verschiedenen Ausführungen im Kartoffelanbau, in der Spargelkultur usw. durchaus gebräuchlich. Im übrigen Ackerbau eher selten, hat er aber trotzdem eine gewisse Kultur. Im Prinzip wird der Boden nur flach geschält und zu Dämmen zusammengezogen. Die Täler werden mit einem einfachen Hakenpflug (ähnlich dem antiken Römischen oder Keltischen Pflug) gelockert, ohne zu wenden.
Hugo Erbe, Erbe Weizen
Nach Hugo Erbe sind auch ein Backferment aus Erbsenmehl, Honig und Salz benannt. Erbe begann in den 1930er Jahren aus Wildgräsern völlig neuartige Getreidesorten zu züchten. In den 1960er Jahren waren diese im biologisch-dynamischen Landbau durchaus vertreten. Sie zeichneten sich durch Ertragsstärke, hohe Qualität und Beständigkeit aus. Mit dem zunehmenden wirtschaftlichen Druck und der Uniformierung der Qualitätskriterien in der Landwirtschaft fielen sie mehr und mehr aus dem Flächenanbau. Einige wenige Züchter arbeiteten an den Sorten weiter. Heute werden die besonderen Qualitäten wieder zunehmend geschätzt und im Rahmen der Pflege von Biodiversität und Regionalvermarktung werden Erbe-Weizen und deren Fortentwicklungen vermehrt angebaut.
Erbe-Weizen-Sorten sind begrannt, langstrohig und insgesamt auffällig (z.B. die goldene Farbe der Sorte „Goldkorn»). Es sind eher Weichweizentypen, d.h. mit weichen wasserlöslichen Klebern, die nicht backstraßentauglich sind und den heutigen „Qualitätsanforderungen» nicht unbedingt entsprechen. Sie haben einen sehr guten Geschmack und sind handwerklich oder in der häuslichen Küche gut zu verarbeiten. Im Anbau sind sie anspruchslos und mögen keine hohen Stickstoffgaben.
„Hügeln“ als Methode
Die angesprochene Hügelkultur arbeitet auf 60 cm Breite und etwa 20 – 25 cm Höhe. Im Tal erfolgt eine relativ tiefe Lockerung durch eine Hakenschare. Die Dämme bzw. Hügel werden mit streichblechartig angeordneten Drähten aufgeschoben. Es kann gleichzeitig ins Tal oder auf den Hügel oder in beides gesät werden, wobei im Tal vermehrte Feuchtigkeit und Beschattung, auf dem Hügel vermehrte Belichtung erreicht wird. Dadurch ergeben sich viele Gestaltungsmöglichkeiten in der Kulturführung.
Da verhältnismäßig wenig Erdreich bewegt wird, reichen leichte Schlepper für die Bodenbearbeitung aus: es wird Kraftstoff gespart, es kann zügig gefahren werden (hohe Flächenleistung) und die Bodenverdichtung hält sich in Grenzen. Nacharbeiten wie Beikrautregulierung, Nachsaat oder Zwischenfruchtumbruch erfolgt mit dem gleichen Basiswerkzeug und in der gleichen Spur.
Wie bei allen Minimalbodenbearbeitungssystemen müssen die Werkzeuge präzise arbeiten und gut ausgerichtet sein und an den Fahrer sind besonders in hügeligen Regionen besondere Anforderungen gestellt.
Hybridsaatgut
Hybriden sind genetische Mischlinge, die nicht samenfest und deshalb nicht nachbautauglich sind. Es werden also durch verschiedene Elternsorten Eigenschaften in die Tochtergeneration (F1) gebracht, die sich bei erneuter Aussaat (F2-Generation) wieder in die Elternsorten aufspalten (auskreuzen). Weil die Elternsorten nicht anbautauglich sind, muss das Saatgut immer wieder neu gezüchtet und vom Landwirt erworben werden; es entsteht eine Abhängigkeit vom Saatguthersteller. Der biologisch-dynamische Landbau lehnt Hybridsaatgut grundsätzlich ab, da auch die „inneren» Qualitäten leiden, was mit so genannten bildschaffenden Analysemethoden dargestellt werden kann.
Kleemüdigkeit/-krebs
Kleemüdigkeit von Böden gilt als Folge von Kleekrebs (Sclerotinia trifoliorum), einer Pilzerkrankung, die fast alle Hülsenfrüchte (Leguminosen) bekommen können, aber hauptsächlich bei zu enger Fruchtfolge bei Rotkleebeständen auftaucht. Rotklee wird in viehbetonten, vor allem konventionellen Betrieben als „schneller Stickstofflieferant» genutzt. Luzernenbestände mit 5-jähriger Fruchtfolge sind beispielsweise wesentlich weniger gefährdet. Auch andere Kleearten sind nicht so anfällig, bringen aber auch nicht so viel Stickstoff in die Tiere. Man kann Kleemüdigkeit als Bodenkrankheit auffassen.
Keltischer Pflug, Römischer Pflug
Der Keltische bzw. Römische Pflug wurde ab etwa 500 v. Chr. verwendet und ist die Fortentwicklung des einfachen Hakenpflug (ab ca. 3000 v. Chr.). Er ritzt den Boden lediglich, bestand zunächst aus einer entsprechenden Astgabel, später bronze- und schließlich eisen- bzw. stahlbewehrt. Asymmetrische Wendepflüge mit Streichblech, die den Boden umdrehen, kamen erst ab etwa 350 n. Chr. auf. All diese Pflüge bzw. deren Einsatzergebnisse sind mit denen heutiger Pflüge überhaupt nicht vergleichbar, da wegen der bis ins 20. Jahrhundert eingeschränkten Zugkraft nur sehr flach gearbeitet werden konnte. Pflugtiefen bis 50 cm (heutige „Tiefenlockerungen» gehen teilweise noch weiter in den Boden) waren nicht zu realisieren, entsprechend traten auch keine dramatischen Schäden an der Krume auf. Die heutige Pflügerei ist wie ein Teufelskreis, in dem immer schwerere Maschinen immer tiefere Verdichtungen bewirken, die immer tieferes Pflügen „erforderlich» machen.
Kettenlabkraut
Klettenlabkraut (Galium aparine) ist ein verbreitetes Unkraut mit auffällig quirlig stehenden Laubblättern. Durch winzige Stachelborsten fühlt es sich rau und klebrig an und kann an Wirtspflanzen hochranken und sie überwuchern. Bestände können eine fest zusammenhängende Matte bilden, der kaum Herr zu werden ist. Die Früchte sind kleine „Kletten», die leicht an Socken, Beinkleidern und im Fell von Säugetieren hängenbleiben und so verbreitet werden.
Kleindrescher
siehe „ Technische Ausdrücke des Mähdreschers: Haspel etc .»
Kornrade
Die Kornrade (Agrostemma githago) ist ein einjähriges Nelkengewächs und war früher eine verbreitete Getreidebegleitpflanze (vor allem in Roggen) und wird gerne von Insekten besucht (wie alle Nelkengewächse besonders von Faltern). Durch unzureichende Reinigung des Saatguts wurde sie immer wieder mit ausgesät. Wegen der Giftigkeit des Samens war sie im Speise- und Futtergetreide recht gefürchtet; andere behaupten aber, dass ein geringer Besatz der Gesundheit sogar zuträglich sei.
Durch moderne Reinigungsmethoden stellt sie kein Problem mehr dar, ist im Gegenteil – auch wegen der intensiven Unkrautbekämpfung – sehr selten geworden und geschützt (Rote Liste). Es gibt Initiativen, die Kornraden züchten, um sie beispielsweise in Randstreifenprojekten auszusäen. In Deutschland war die Kornrade Blume des Jahres 2003.
Kümmerkorn
Unvollständig ausgebildete Körner in der Ähre, häufig auch nicht oder schlecht keimfähig. Kümmerkorn ist Ergebnis schlechter Wuchsbedingungen wie Trockenheit, Lichtmangel, Mangel an Nährstoffen usw. Auf einer Ähre können sich auch einzelne oder abschnittsweise Kümmerkörner bilden, wenn beispielsweise Trockenheit in wichtige Entwicklungsphase fällt oder Einzelblüten wegen Regens nicht ausreichend befruchtet werden können.
Auch beim Obst gibt es Kümmerfrüchte, die nicht ausreichend befruchtet wurden. Diese fallen im Sommer meist ab.
Leguminosen
Die Leguminosen sind eine große Pflanzengruppe, darunter sehr viele wichtige Nutzpflanzen. Sie alle bilden Hülsen aus, in denen sich die Samen befinden (deshalb auch „Hülsenfrüchte»). Charakteristisch ist ihr hoher Eiweißgehalt (besonders der Samen), der sie für die vegetarische Ernährung von zentraler Bedeutung macht. Eine weitere Eigenschaft ist ihre Fähigkeit an den Wurzeln Luftstickstoff pflanzenverfügbar zu speichern – in Symbiose mit den so genannten Knöllchenbakterien (Rhizobium). Im ökologischen Landbau kann damit die Nutzpflanzenernährung ohne synthetischen Dünger sichergestellt werden. Zu den Leguminosen zählen alle Erbsen, Bohnen und Linsen, die Kleearten, Wicken, Lupinen und Luzernen; sogar Bäume wie Robinie und Akazie gehören zu diesen „Stickstoffsammlern».
Leindotter
Leindotter (Camelina sativa) ist eine sehr alte Nutzpflanze (Öl) und gehört zu den Brassicaceae (Kohlpflanzen, Kreuzblütler). Vor allem in Leinbeständen wurde er zu einem gefürchteten Unkraut.
Heute wird Leindotter im ökologischen Landbau als Gemengepartner neu entdeckt, da er anspruchslos ist, wenig Konkurrenz macht und vor allem auswuchsgefährdete Leguminosen stützt. Später lässt er sich problemlos herausreinigen und ergibt wertvolles Speiseöl oder technisches Öl.
Mulcher
Maschinen mit schnell rotierenden Schlagwerkzeugen (Schlegeln) an einer Welle und sehr hohem Kraftbedarf. Mulcher werden eingesetzt, wenn das Mähgut auf der Fläche bleiben und schnell verrotten soll. Dazu wird es in Stücke zerkleinert. Da keine Klingen arbeiten, zerstören Steine und Äste die Werkzeuge nicht. Sie werden zum Beispiel zur „Pflege» von Wiesen, die nicht gemäht werden (dürfen), zum Schlegeln von Gründünger, zum „Mähen» von Straßenrändern und auch – mit hochgestellter Maschine – um Hecken „zurück zu schneiden» benutzt. Die Arbeitsleistung der Maschinen ist hoch.
Neben dem hohen Kraftbedarf, was sich im Energieverbrauch äußert, ist der unsaubere Schnitt zu bemängeln. Gemulchte Wiesenflächen wachsen schlecht nach (was zunächst ja auch erwünscht ist) und geschlegelte Hecken erholen sich schlecht von dieser „Pflege», da die zerspleißten Schnittstellen nicht verheilen und lange für Erreger offen bleiben. Da die Fahrzeuge mit hoher Geschwindigkeit fahren, haben Insekten, Bodenbrüter und Säugetiere (Hasen, Rehkitze usw.) kaum reale Fluchtchancen. Aus ökologischer Sicht ist Mulchen als „Pflegemaßnahme» abzulehnen, da es eher Zerstörung und Energieverschwendung ist.
Mutterkorn
Mutterkorn (Claviceps purpurea) ist ein Schadpilz vor allem fremdbestäubender Getreidearten (Roggen). Die Sporen dringen in die Blüte ein, die statt dem Samenkorn einen Pilzkörper ausbildet. Deshalb sind fremdbestäubende Arten gefährdeter als selbstbestäubende; auch eine lange Blühperiode, die meist mit Regen verbunden ist, begünstigt eine Infektion, schnelle Blüte mit viel Pollen vermindert die Infektionsrate. Deshalb werden in Hybridroggen gerne spezielle, pollenreiche Vaterlinien eingekreuzt. Die Alkaloide des Mutterkorns sind vielfältig und von komplexer Wirkung. Dosen von 5 – 10 g können für Erwachsene bereits tödlich sein. Insbesondere das Ergometrin fördert Wehen und wurde als Mittel zum Schwangerschaftsabbruch oder zum Einleiten der Geburt eingesetzt. Andere Inhaltsstoffe stoppen Blutungen nach der Geburt. Wahrscheinlich leitet sich daher auch der Name „Mutterkorn» ab. Die gefäßverengende Wirkung führt zu Durchblutungsstörungen der Gliedmaßen, die sich dann dunkel verfärben, und sogar absterben können, was im Mittelalter häufig mit dem Aussatz verwechselt wurde. Außerdem enthält Mutterkorn psychoaktive und halluzinogene Substanzen wie die Lysergsäure, die ebenso Bestandteil der synthetischen Droge LSD ist. Mutterkorn ist seit Jahrtausenden als Rauschmittel bekannt.
Permakultur
Ein Anbausystem mit ständig belebter und grüner Fläche. Es wird nur noch mit Direktsaat gearbeitet. Permakultur stellt an den Boden und den Bewirtschafter hohe Anforderungen. Der Boden muss weitgehend intakt sein und der Bewirtschafter muss sehr umsichtig handeln. Dann aber bringt die Permakultur hohe Erträge bei wenig Arbeit und Energieeinsatz.
Präparate (Wesen, Zusammensetzung, Aufwand, Anwendung)
Das Präparatewesen ist ein eigenes Thema und in dem oben gewünschten Umfang nicht sinnvoll darstellbar: es wäre ein Buch für sich (Warum eigentlich nicht???)
Die biologisch-dynamischen Präparate versuchen die Sensibilität für den Boden und alle anderen Hoforgane aufzugreifen, indem sie ein Informationssystem zwischen den Wesensgliedern zu realisieren versuchen. Der anwendende Landwirt kann aktiv die Hoforgane ansprechen, wie dies der Arzt oder Heilpraktiker mit homöopathischen Mitteln gegenüber den Körperorganen des Patienten versucht. Allerdings sind die Präparate keine Heilmittel, die nur bei „Krankheit» eingesetzt werden.
Die Lebendigkeit der Hoforgane wird so ernst genommen, dass ein geistiger Austausch als möglich und notwendig betrachtet wird. Den Hoforganen wird die Möglichkeit der „Rücksprache» zugestanden und so ein Dialog eröffnet. Die Substanzen spielen dabei eine untergeordnete Rolle. Es ist wie beim Briefe schreiben: zwar braucht man Papier und Tinte, aber die eigentliche Botschaft liegt nicht in den Substanzen, sondern in dem, was sie geistig tragen. Die Präparatearbeit geht insoweit über die reine Beobachtung hinaus, als sie ein aktiver Vorgang ist; und sie bleibt „unterhalb» der Handlungsebene, weil insofern kein direkter, ergebnisorientierter Zweck damit verbunden ist.
Interessanterweise trifft sich das Prinzip der Präparatearbeit mit Erkenntnissen der theoretischen Physik, insbesondere wenn es um das Verhalten und das Wesen von Elementarteilchen geht. Das Präparatewesen will auch nicht in Konkurrenz mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen treten, sondern diese ergänzen, indem mit Tatsachen umgegangen wird, die zweifelsohne geistiger Natur sind und deshalb gar nicht naturwissenschaftlich beschrieben werden können, weil hier Geistigkeit und Lebendigkeit gar nicht definiert sind. Das Präparatewesen ist – wie eine Sprache – ein offenes System, in dem es zwar Regeln gibt, aber sowohl die Regeln als auch die Ausdruckmöglichkeiten einem ständigen Wandel bzw. einer ständigen Entwicklung unterworfen sind.
Es ist auf jeden Fall falsch von einer Art „Düngung» zu reden; diese Vorstellung geht an der Präparatearbeit völlig vorbei, es sei denn man meinte Kunstdünger im ursprünglichsten Sinne des Wortes.
Im Demeter-Verband sind die Mitglieder zur regelmäßigen Anwendung der von Rudolf Steiner im Landwirtschaftlichen Kurs (1924) empfohlenen acht Grundpräparate verpflichtet. Darin erschöpft sich die biologisch-dynamische Präparatearbeit aber bei weitem nicht: es wurden weitere Präparate entwickelt wie etwa Hugo Erbe, Maria Thun und andere.
Pilzdruck
siehe «Fusarien und Steinbrand»
Rauscheblatt-Weizen
Eine Weiterzüchtung von Erbe-Weizen durch die Züchterin Heidi Franzke.
Realteilung
Die Realteilung sieht vor, dass im Erbfall die gesamte Erbmasse (real) auf alle Erbberechtigten gleichmäßig verteilt wird. Diesem Prinzip steht das Anerbenrecht gegenüber, wo der Hof von der übrigen Erbmasse getrennt behandelt wird und geschlossen als Einheit an einen Erbberechtigten weiter gegeben wird(z.B. den Erstgeborenen, Stammhalter usw.). Der Anerbe muss zum Beispiel in Baden und Hessen aktiv vom Erblasser bestimmt werden, sonst greift die Realteilung. Das Anerbenrecht ist germanischen Ursprungs und zollt dem Hof als Institution Rechnung, dem der Mensch als Organ dient und dem er sich insofern unterzuordnen hat. Das ist auch ein Grund, weshalb das Anerbenrecht im nördlichen Deutschland und Europa aber auch in Niederbayern verbreitet ist (Feudalherrschaft).
Die Realteilung ist historisch gesehen moderner und respektiert Freiheit und Gleichberechtigung des einzelnen Menschen und ordnet die Sache an sich unter. Sie entstand aus dem Römischen Recht und kommt daher insbesondere im Süden und Südwesten (entlang dem Limes) zum Ausdruck, wo der römische Einfluss viel stärker war als im germanischen Kernland.
Um die Hintergründe etwas besser zu verstehen bleibt zu beachten, dass in Süddeutschland die christliche Missionierung der Germanen sich früher und flächendeckender vollzog, weil die Missionare (insbesondere Bonifatius) auf die von den Römern hinterlassene Infrastruktur bauen konnten. So wurden weite Teile Süd-, Südwest- und Westdeutschlands Kirchenbesitz (Erzbistümer, Stiftungen usw.), die in der Folge als Lehen an Kleinfürsten und Klöster vergeben wurden und in Fronarbeit (Leibeigenschaft) bewirtschaftet wurden. Freie Bauern waren hier sehr selten.
Deshalb wurden die Bauernkriege (um 1500) in Süddeutschland angestoßen, als die Lasten an Klerus und Adel von den Bauern einfach nicht mehr aufgebracht werden konnten. Die Bauernführer entwickelten die ersten Chartas für Menschenrechte (vgl. Die Zwölf Memminger Artikel), die für spätere Demokratiebewegungen (Französische Revolution, Gründung der USA) zur Vorlage wurden. So prägte sich ein selbstbewusstes Menschenbild in der „Südwestkultur» Deutschlands, die heute noch unter anderem in der Realteilung nachwirkt.
Mit Napoleon Bonaparte, der den größten Einfluss auf Deutschland (wie die Römer) entlang des Rheins und in der „Südwestachse» (zwischen Preußen und dem Habsburger Reich) hatte, erreichte auf dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 für diesen Bereich eine weitgehende Säkularisierung. Der größte Teil der kirchlichen und klösterlichen Besitztümer wurden privatisiert. Dabei hat sich besonders Sigismund Freiherr von Reitzenstein als Staatsminister von Baden hervorgetan. Damit war die eigenständige (Wirtschafts-)Macht der Kirchen gebrochen und Napoleon konnte mehr oder weniger walten wie er wollte. Obendrein huldigte das gemeine Volk (zunächst) seiner „Gerechtigkeit». Über die Realteilung zersplitterten sich die Flächen rasch und es entstand ein Heer „wirtschaftlicher Einzelkämpfer». Ökologisch war der Zustand ein Segen, insofern sich Hecken und Brachflächen, die sich ihrer Größe wegen nicht zur Bewirtschaftung lohnten, etablieren konnten und so die auch heute noch reiche landschaftliche Strukturierung des deutschen Südwestens ermöglichte. Das Festhalten an der Realteilung machte und macht die seither regelmäßig durchgeführten Flurbereinigungen genauso schnell wieder obsolet.
Die größer gebliebenen Betriebe des Nordens arbeiteten zwar viel wirtschaftlicher, entließen aber viele land- und mittellose Nachgeborene, die sich dort verdingen mussten, wo es Arbeit gab. Viele dieser Menschen wanderten aus. Der südwestdeutsche Nebenerwerbslandwirt fühlt sich noch heute als selbständiger Unternehmer, auch wenn er nur einen „Handtuchacker» bewirtschaftet und im Grunde Arbeitnehmer ist. Deshalb ist er tendenziell liberal-konservativ und proletarischem oder gar sozialistischem Gedankengut schwer zugänglich. Die grundsätzliche Eigenständigkeit hielt die Menschen aber doch eher im Lande als in Norddeutschland und beschleunigte die Industrialisierung in Süddeutschland. Man bekommt ein so Bild, wie tief die Bauernkultur die Lebensumstände – wie auch immer und immer noch – prägt.
Reinsaat
Reinsaat ist das Gegenteil von Mischsaat und führt zu einer Monokultur mit den entsprechenden Problemen.
Roggendurchwuchs, Durchwuchs allgemein
Durchwuchs ist unerwünschter Aufgang der Vorfrucht in einer Kultur. Er entsteht aus Ernteresten, die beim Dreschen auf dem Acker zurückbleiben und nicht konsequent unterdrückt werden. Auch Zwischenfrucht, die in milden Wintern nicht zuverlässig abgefroren ist, kann zu Durchwuchs führen. Im Extremfall kann der Durchwuchs die geplante Kultur völlig überwachsen. Da Roggen sehr anspruchslos und winterhart ist, kann es bei ihm leicht zu Problemen mit Durchwuchs kommen.
Roter Dinkel
Es gibt zwei farbliche Grundtypen von Dinkel, nämlich rote und weiße. Rote Dinkelsorten variieren von orange bis bräunlich, weiße Sorten von blassem Gelb bis Violett. Auch bei anderen Getreidearten gibt es verschiedene Farbschläge. Es ist wenig bekannt welch wunderschöne Getreidesorten es gibt!
Rübse
Die Rübse (Brassica rapa) ist eine ein- oder zweijährige Kohlpflanze, ähnlich dem Raps, mit ölhaltigen Samen. Da die Rübse züchterisch nicht so intensiv bearbeitet ist wie Raps, hat das Öl einen recht hohen Gehalt an Erucasäure und wird daher nur als technisches Öl genutzt. Früher war Rübsenöl als Schmiermittel und Lampenöl im Binnenland so wichtig wie Tran in den Küstenlandstrichen.
Auch die essbare Wasserrübe (Teltower- oder Mairübe) zählt botanisch zu den Rübsen.
Sägrubber
Direktsämaschine, die lediglich flach schneidet bzw. schält und gleichzeitig sät, ohne den Boden zu wenden. Sägrubber sind häufig bei nichtwendenden Bodenbearbeitungsmaßnahmen im Einsatz, auch beispielsweise im konventionellen Intensivmaisanbau oder in Anbausystemen, bei denen nicht jedes Jahr gepflügt wird.
Schüttboden
Einfaches Lager für Schüttgut wie Getreide, meist in einem höheren Geschoß (Unterlüftung) unter besonderer Berücksichtigung der trockenen Einlagerung. Ein Schüttboden hat normalerweise eine oder mehre Bodenluken, über die das Schüttgut nach unten weiter gegeben werden kann, beispielsweise in einen Wagen oder in eine Mühle. Schüttböden sind als Dauerlager für Getreide problematisch, da sie gerne von Mäusen, Ratten und Vögeln heimgesucht werden. Für Mühlen sind sie recht praktisch und täglicher menschlicher Umtrieb hält die Diebe fern.
Schüttelsieb-Reinigung
Einfache Getreidereinigungsmethode bei der das Getreide über einen oder mehrere schräg angeordnete Siebflächen läuft, die ständig oder rhythmisch gerüttelt werden. Das Getreide wird in Fraktionen zerlegt, die durchfallen oder über das Sieb laufen. Mit entsprechenden Siebgrößen, Lochformen und Durchlaufgeschwindigkeiten kann man brauchbare Reinigungsergebnisse erzielen.
Steinbrand, Brandbefall
Steinbrand (Tilletia caries), auch Schmier- oder Stinkbrand, ist eine Pilzerkrankung, die hauptsächlich bei Weizen und bei Dinkel auftritt. Die Körner verfärben sich dunkel und werden zu so genannten Brandbutten, die auf Druck zerfallen und ihre Sporen entlassen. Die Ernte hat deutlichen Fischgeruch, wird ungenießbar und sogar gefährlich. Die Übertragung erfolgt über infiziertes Saatgut und Pilzdruck durch die Vorfrucht. Weitere Branderkrankungen am Getreide sind Flugbrand, der auch vom Wind übertragen wird: beim Weizen (Ustilago tritici), bei der Gerste (U. nuda) und beim Hafer (U. avene); Flugbrandbefall ist nicht ganz so dramatisch wie Steinbrand. Vorbeugemaßnahmen sind chemisches Beizen in der konventionellen Landwirtschaft und Heißwasser- oder Senfmehlbeizen im Ökolandbau.
Standdreschmaschine
siehe «Technische Ausdrücke des Mähdreschers: Haspel etc»
Streuobstwiese
siehe «Hochstämme, Streuobstwiesen, Obstbau»
Technische Ausdrücke des Mähdreschers: Haspel etc.
Zu Beginn der mechanisierten Landwirtschaft wurde das von Hand oder mit der Mähmaschine geschnittene Getreide zu Garben gebunden und zu Hause mit großen Dreschmaschinen gedroschen. Größere Betriebe hatten fest eingebaute Maschinen. Zu kleineren Höfen und Nebenerwerbsbauern kam die fahrbare Dreschmaschine zum Lohndrusch. Diese Praxis kennen ältere Menschen heute noch aus eigenem Erleben.
Mähdrescher sind eine Kombination aus Mähmaschine und Dreschmaschine und gibt es etwa seit 1950. Anfangs wurden sie mit einem Schlepper gezogen, heute gibt es praktisch nur noch selbst fahrende. Ein Balkenmesser an der Vorderkante des Tisches schneidet die Halme ab und die Haspel schafft sie auf den Tisch. Die Einzugschnecke führt das Dreschgut über den Schrägförderer der Dreschtrommel bzw. dem Dreschkorb zu, wo das Korn ausgedroschen wird. Durch entsprechende Einstellungen an Schüttler, Gebläse und Sieben werden die Körner von Stroh und Spelzen getrennt. Das Stroh läuft weiter durch die Maschine und wird gehäckselt oder lang auf die gemähte Fläche verbracht. Die Körner sammeln sich am tiefsten Punkt des Mähdreschers und werden mit der Kornschnecke in den Korntank transportiert. Von dort wird die Ernte in Säcke oder auf Anhänger verladen.
Anfangs haben Mähdrescher das Stroh wahlweise auch zu Ballen gepresst. Da die Technik anfällig ist und heute meist größere Ballen verlangt werden als früher, wird es heute in einem eigenen Arbeitsgang mit Spezialmaschinen gepresst.
Mähdrescher sind große und schwere Maschinen, die dem Boden sehr zusetzten. Deshalb macht man sich heute wieder Gedanken darüber mit Standdreschmaschinen zu arbeiten. Bei kleineren und welligen Ernteflächen bieten sich Kleinmähdrescher an, die auch wendiger sind. Sie sind leichter und haben eine kleinere Arbeitsbreite.
In der Getreidezucht werden so genannte Parzellenmähdrescher eingesetzt. Es sind komplizierte kleine Mähdrescher, die sehr genau dreschen und nach jeder Parzelle sauber geblasen und gereinigt werden können, damit es nicht zu Vermischungen kommt.
Noch kleinere Partien werden in kleinen Standmaschinen von Hand gedroschen. So können sogar einzelne Ähren gedroschen werden. Das Arbeitsprinzip ist überall gleich.
Verbuschung
Die Verbuschung ist eine Sukzessionstufe einer ehemals kultivierten Fläche hin zum Wald. Wiesen und Äcker bedürfen z.B. in Mitteleuropa der menschlichen Nutzung bzw. Pflege, um die Entwicklung zum Wald zu unterbinden (Kulturlandschaft). Überlässt man eine Wiese oder einen Acker sich selbst, so spricht man zunächst von der Brache, welche dann verbuscht, indem immer mehr Sträucher und Pionierbäume wie Birken (auf eher trockenen Flächen) oder Erlen, Weiden und Pappeln (an Gewässern) aufgehen. Ist ein dichteres Blätterdach aufgebaut, verschwindet langsam das Gras und macht Platz für Waldbäume, die wiederum die Pionierbäume ablösen.
Dies ist nur ein sehr grobes Bild der Sukzession, deren Ausprägung und Geschwindigkeit stark von den regionalen Verhältnissen abhängig ist. Es braucht Jahrhunderte, bis aus einem Acker ein echter Urwald entstanden ist. Die Zielausprägung ist ebenfalls schwierig vorherzusagen: Hätte man bisher nördlich der Alpen als Sukzessionsziel den Buchen-Eichen-Wald angenommen, dürfte es angesichts der Klimaerwärmung eher in Richtung Maronen-Nussbaum-Wald gehen. Was heute die Eichen-Buchen-Wälder in Mitteleuropa sind, waren vor den Eiszeiten ausgedehnte Haselwälder.
Vereinigung Mischfruchtanbau
Die Interessengemeinschaft Mischfruchtanbau (IG MFA) ist ein loser Zusammenschluss von Landwirten, Wissenschaftlern und Unternehmern, die ab 1989 mit Anbauversuchen begann. Die eigentliche Gründung war erst 2002 unter der Schirmherrschaft des 1992 gegründeten privaten Instituts für Energie und Umwelttechnik München (IEU). Mittlerweile zählt die IG etwa 150 Teilnehmer bzw. Mitglieder. Es handelt sich um eine Art Informationsbörse zum Thema, mit regelmäßigen Veranstaltungen, Feldbegehungen und Informationsschriften. Ziel ist ein Erfahrungsaustausch in Anbau, Nutzung und Vermarktung, sowie Informationen über nationale oder europaweite Fördermöglichkeiten.
Witzenhausen
In Witzenhausen (Nordhessen bei Kassel) ist die landwirtschaftliche Fakultät der Universität Kassel untergebracht. Neben den Universitäten Gießen und Hohenheim (bei Stuttgart) eine der bedeutendsten Agrarfakultäten deutscher Universitäten. Witzenhausen zeichnet sich durch sein Augenmerk auf Ökolandbau gegenüber den anderen Universitäten und Hochschulen aus. 2007/2008 machte die erste biologisch-dynamische (Stiftungs-)Professur des niederländischen Wissenschaftlers Ton Baars an einer öffentlichen Hochschule Furore. Sie wurde auf Druck der Studentenschaft eingerichtet, die endlich auch mehr über ökologischen und insbesondere biologisch-dynamischen Landbau wissen wollen und ist nach wie vor sehr umstritten. Im Zuge des Förderpreises Naturschutzhöfe wurden wir dort bekannt und stehen nun in regelmäßigen Kontakt mit der dortigen Fakultät, bieten Praktika für Studenten an und beteiligen uns an wissenschaftlichen Projekten.
Zertifiziertes Saatgut
siehe «Bundessortenamt BSA, das»
Zwischenfrucht
Ackerfrucht, die nicht zu Erntezwecken angebaut wird. Zwischenfrüchte können z.B. Leguminosen (Erbsen, Bohnen, Klee-, Luzernen- und Lupinenarten) sein, um der Folgefrucht Nährstoffe zur Verfügung zu stellen. Zwischenfrüchte werden auch eingesetzt, um den Boden zu regenerieren (Aushungern von Schädlingen oder Krankheiten), um in Wasserschutzgebieten Stickstoff zu binden, damit er über Winter nicht ins Grundwasser gelangt, oder einfach um den Boden lebend zu verbauen. Eine Zwischenfrucht wird, nachdem sie ihre Aufgabe erledigt hat, meist umgebrochen und dann die entsprechende Hauptfrucht eingesät. Um die Zwischenfrucht zu töten gibt es verschiedene Möglichkeiten, die von den Umständen, Pflanzenarten und Zeitpunkten abhängen. In der konventionellen Landwirtschaft werden Zwischenfrüchte untergepflügt (Umbruch) oder mit Herbiziden weggespritzt und anschließend die Hauptfrucht gesät. Im ökologischen Landbau wird auch häufig untergepflügt, aber auch geschält (mit dem Stoppelhobel) oder einfach umgewalzt, wenn dies die Zwischenfrucht zuläßt (z.B. Roggen im Mai). Frostempfindliche Zwischenfrüchte wie Senf frieren im Winter auf natürliche Weise ab. Wieder andere können direkt eingesät werden und die Hauptfrucht überwächst dann die Zwischenfrucht. Wichtig ist, dass die folgende Hauptfrucht nicht durch so genannten Durchwuchs (siehe Durchwuchs) beeinträchtigt wird.