Naturschutz und Ertragsanbau

Naturschutz und Landwirtschaft sind ein weitläufiges Thema. Die Zeiten, in denen Landwirtschaft – ob ökologisch oder konventionell – per se als Natur- und Landschaftsschutz verstanden wurde, sind endgültig vorbei. Einerseits weil profitorientierte Großbetriebe sich einen Dreck um Naturschutzbelange kümmern, zumindest solange es kein Geld dafür gibt, sondern Beschränkungen soweit ausnutzen wie es der Gesetzesrahmen erlaubt – und das wird als völlig legitim betrachtet.
Andererseits weil die Anforderungen auch an den einfachen Bauern so hoch geworden sind, dass sie oft nicht mehr in ausreichender Weise bewältigt werden können. Die Ausbildung an den Landwirtschaftsschulen ist mittlerweile völlig unzureichend und die Beratungsveranstaltungen von Landwirtschaftsämtern muten zum Teil wie „Kaffeefahrten» der Agrarindustrie an. Gleichzeitig stehen Bauern und Betriebsleiter unter ungeheurem wirtschaftlichen Druck. Naturschutzmaßnahmen finden nur noch statt, wenn sie gesetzlich vorgeschrieben sind, oder einen unmittelbaren wirtschaftlichen Nutzen für die Betriebsbilanz bringen.
Die Folgen und Zusammenhänge, beispielsweise von Ressourcenverbrauch, der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln, von Düngern und der Anbau von Hybridsaatgut und gentechnisch veränderten Pflanzen werden von den Akteuren kaum mehr wirklich überschaut. Globale Zusammenhänge werden in der globalisierten Welt vom Betriebsleiter nur erwogen, wenn es darum geht, Märkte oder billige Rohstoffe in fernen Ländern zu erschließen, ohne Rücksicht auf dort vorhandene Strukturen.
Naturschutz muss gerade in der hiesigen Landwirtschaft unserer Ansicht nach anders gedacht und praktiziert werden. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und glauben auch nicht, den einzig richtigen Weg gefunden zu haben.
Wir möchten Beispiele für Möglichkeiten geben, die auf uns den Eindruck machen, dass sie funktionieren und entwicklungsfähig sind, jenseits von Gewinnmaximierung und Monopolisierung. Die industrielle Agrarwirtschaft hat sich in den letzten 50 bis 100 Jahren selbst zunehmend disqualifiziert. Und man sollte endlich begreifen, dass diese Fehlentwicklung nicht innerhalb des Systems zu korrigieren ist, sondern dass nur eine radikale Abkehr von deren falschen Grundansätze, die vielleicht einmal vielversprechend erschienen, die Katastrophe abwenden kann.
Eine Landwirtschaft der Zukunft, die vielleicht in der Lage sein wird, nachhaltig zu arbeiten und den Welthunger zu mildern, kann nicht in die Hände von Weltpolitik und Konzernen gegeben werden. Sie kann nur über Souveränität, Regionalität und Vielfalt den unüberschaubaren Erfordernissen auf der Erde gerecht werden. Dazu wollen wir hier ein paar Anstöße geben.